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Nasalisation in der Mumuye Sprache

Ein verflixter Vokal

Lange Zeit rätselten wir an einem Vokal herum, den wir nicht einordnen konnten. Er kam zum Beispiel im Wort für Korb = sang vor. Gleichzeitig konnte sang auch Stern heissen. Aber was ist der Unterschied? Wir versuchten, irgendwelche Tonunterschiede festzustellen, was aber zu nichts führte. Dann baten wir einen Sprachwissenschaftler um seine Hilfe. Er meinte, dass der Unterschied in der Qualität des Vokals liege. Anstatt eines normalen a werde eine Art von kurzem a verwendet, also ein ungerundeter halboffener Hinterzungenvokal, der als "Λ" im Internationalen Phonetischen Alphabet aufgeführt ist. Verschiedene Test haben aber ergeben, dass dies nicht der Fall war.

Thomas Bearth, jetzt Professor für Linguistics in Zurich, diskutiert Sprachprobleme mit Peter Krusi

Eines Tages besuchten uns Thomas und Ilse Bearth, während wir uns in Zaria aufhielten, der Universitätsstadt von Nordnigeria. Thomas ist Linguist mit einem Doktortitel und arbeitete zu jener Zeit an einer Sprache an der Elfenbeinküste. Es dauerte nur Sekunden, als Ilse schrie: "Das ist dasselbe Problem, das wir in unserer eigenen Sprache haben!" Und so war es auch.

Es zeigte sich, dass es sich beim problematischen Vokal nicht um ein"Λ", sondern um ein nasaliertes ã handelte. Die Schwierigkeit war, dass beide, das orale a und das nasalierte ã in einer CVN (Consonant-Vowel-Nasal = Konsonant-Vokal-Nasal) Umgebung vorkamen. Wegen des Nasals am Ende der Silbe fiel es schwer, die beiden Vokale zu unterscheiden.

Um unsere Entdeckungen zu bestätigen, arrangierten wir einige weitere Sitzungen im Phonetischen Labor von David Jackson. Wir platzierten ein Mikrophon an den Kehlkopf des Sprachhelfers und ein kleines in eines der Nasenlöcher. Die so erhaltenen Diagramme beglaubigten unsere Vermutungen.

sang = star

sãng = basket

Als wir später ins Dorf zurückkamen, stellte sich eine junge Frau vor, die Arbeit suchte um ein wenig Geld zu verdienen. Ich stellte sie als Sprachhelferin ein. Es stellte sich heraus, dass sie eine kleine Sprachbehinderung hatte. Wenn sie ein Wort mit einem nasalierten a in einem CVN-Muster aussprach, produzierte sie eine Art Klick in ihrem Gaumen. Was für ein Glück! Es war nicht mehr schwer, mit ihr in den nächsten Wochen die CVN-Wörter mit einem nasalierten Vokal auszusortieren. Das Resultat war eine genauere Wörtersammlung.

Die nasale Tonkurve (oben) und die orale Tonkurve (unten).
Shon tati = Drei Pfeile.

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